Acridotheres tristis - Hirtenmaina

Foto Hirtenmania
Wissenschaftlicher NameAcridotheres tristis (Linnaeus, 1766)
SystematikAves, Passeriformes, Sturnidae
Weitere deutsche NamenHirtenstar, Heuschreckenstar
Englische NamenCalcutta myna, common myna, common mynah, house myna, Indian myna, Indian mynah
HerkunftDas ursprüngliche Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Zentralasien über Afghanistan und Indien bis nach Südostasien.
Einschleppungswege und EinfuhrvektorenIn Europa sind der Handel mit Haustieren, der anthropogen bedingte Transport mittels Schiffen und Fähren sowie die Flucht aus Tierparks die wichtigsten Einschleppungswege. Außerhalb Europas wurde die Art auch gezielt zur Insektenbekämpfung eingebracht. In Deutschland war die Art erstmals 1874 im Bestand des Zoologischen Gartens Köln enthalten und ist seit 1880 als Ziervogel im Angebot.
ErkennungsmerkmaleDer rund 25 cm große Vogel hat einen braun gefärbten Körper, Kopf und Brust sind dunkelgrau bis schwarz und die Flügelbinden, Bürzel und Steiß weisen eine cremeweiße Färbung auf. Die relativ kräftigen Beine, die nackte Haut um die Augen sowie der Schnabel sind gelb. Kein ausgeprägter Sexualdimorphismus.
Status in ÖsterreichIm Jahr 2010 wurden zwei entflohene Individuen in der Nähe von Graz beobachtet, seitdem wurden keine weiteren Nachweise erbracht. Der aktuelle Status ist als „fehlend“ zu beurteilen.
Erstfund in Österreich2010
Verbreitung in EuropaZumindest aus acht EU-Mitgliedstaaten (Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Kroatien, Italien, Österreich, Polen, Portugal, Schweden und Spanien (inkl. Balearen)) sind Nachweise bekannt. In Portugal und Italien gilt der Hirtenmaina als etabliert. Außerhalb der EU kommt die Art im europäischen Teil Russlands und der Türkei vor, wobei sie in Russland als etabliert, in der Türkei als unbeständig gilt.
Auswirkungen des KlimawandelsAls (sub)tropische Art ist die Verbreitung des Hirtenmainas in Europa v. a. durch harte Winter limitiert. Eine generelle Erwärmung des Klimas wird die Kolonisation neuer Gebiete begünstigen. Aktuell tritt die Art in der EU nur in der Mediterranen Region auf. Es ist jedoch zu erwarten, dass die Lebensraumeignung insbesondere in bereits unter aktuellen Klimabedingungen potentiell geeigneten Regionen (Steppen-, Schwarzmeer- und z. T. alpine Region) bedingt durch die Klimaerwärmung weiter zunimmt bzw. wird auch eine Ausweitung des potentiell geeigneten Gebiets auf alle biogeografischen Regionen Europas mit Ausnahme der Arktis prognostiziert. Es ist davon auszugehen, dass mildere Winter die Überlebens- und Reproduktionsraten positiv beeinflussen und somit eine Zunahme der Populationsgröße nach sich ziehen.
Biologie und ÖkologieDie paartreue und territoriale Art baut ein einfaches Schalennest in Baumhöhlen oder Gebäudenischen; das Gelege besteht aus bis zu sechs Eiern, welche ca. zwei Wochen bebrütet werden. Die Jungvögel sind nach durchschnittlich 25 Tagen flügge und werden mit neun bis zwölf Monaten geschlechtsreif. Hirtenmainas ernähren sich omnivor von Früchten, Beeren, Getreide, Blütennektar, Insekten und Spinnen. Bisweilen werden auch Eier von anderen Vogelarten und Reptilien verzehrt. Die Art ist in der Lage sich an verschiedene klimatische Bedingungen und Lebensräume anzupassen. In der Regel werden die größten Populationsdichten in anthropogen veränderten Lebensräumen (in der Nähe von Siedlungen, Ackerland, Parks, Gärten, Straßenränder) erreicht. Der ursprüngliche Lebensraum im natürlichen Verbreitungsgebiet sind offene Wälder.
Gefährdung der BiodiversitätKonkurrenzvorteile durch aggressives Verhalten gegenüber anderen Vogelarten sind kontextabhängig, aber z. B. für endemische Arten auf pazifischen Inseln nachgewiesen. Darüber hinaus werden Gelege von anderen Vogelarten zerstört und Jungtiere getötet. Die Art ist ein Vektor für verschiedene Pathogene (z. B. Vogelmalaria). Ob aktuell eine Gefährdung heimischer Arten besteht, ist unklar.
Negative ökonomische AuswirkungenIn Regionen mit geringer Insektendichte sind Früchte und Samen ein wichtiger Nahrungsbestandteil, was zu Ertragseinbußen im Obstbau führen kann. Die Prädation nützlicher Bestäuber kann zudem die Produktivität in Agrarökosystemen beeinflussen. An den Schlafplätzen im urbanen Gebiet kann es zu verstärktem Lärmaufkommen und Verschmutzung kommen.
Negative humangesundheitliche AuswirkungenDie Art verbreitet Parasiten und Krankheitserreger, die ein Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen können (z. B. Vogelmilben, Kieferläuse, parasitische Würmer). Sie übertragen zudem die Erreger der Psittakose, Ornithose, Salmonellen, Arboviren u.a.
Positive sozio-ökonomische AuswirkungenDie Art kann Schadinsekten im Agrarland reduzieren und wurde in den (Sub)Tropen gezielt zur Schädlingsbekämpfung ausgesetzt.
ManagementmaßnahmenPrävention: Verhinderung absichtlicher Ausbringung; effektives Monitoring; Bewusstseinsbildung; Mechanische Bekämpfung: Fang mittels Fallen und Netzen.
Letzte AktualisierungUmweltbundesamt, Juli 2020
 

Verbreitung in Österreich

Der aktuelle Status ist als „fehlend“ zu beurteilen (Einzelfund 2010 in der Nähe von Graz/Steiermark).

Bundesländer

EF = Einzelfund

VTSKStONWB
----EF----
 

Biogeographische Regionen

Alpine RegionKontinentale Region
 

Risikobewertungen

Markula, A., Hannan-Jones, M. & Csurhes, S. (2016): Invasive animal risk assessment: Indian myna (Acridotheres tristis). First published 2009. Updated 2016. State of Queensland, 2016.

Rabitsch, W., Nehring, S. & Woog, F. (2015): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertung Acridotheres tristis – Hirtenmaina. In: Nehring, S., Rabitsch, W., Kowarik, I. & Essl, F. (Eds.) Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Wirbeltiere. BfN-Skripten 409: 66-67.  Link

Scalera, R., Rabitsch, W., Genovesi, P., Adriaens, T., Robertson, P., Moore, N., Booy, O., Chapman, D. & Kettunen, M. (2017): Study on Invasive Alien Species – Development of Risk Assessments: Final Report (year 1) – Annex 1: Risk assessment for Acridotheres tristisLink

Ausgewählte Quellen

Saavedra, S., Maraver, A., Anadón, J. & Tella, J. L. (2015): A survey of recent introduction events, spread and mitigation efforts of mynas (Acridotheres sp.) in Spain and Portugal. Animal Biodiversity and Conservation 38 (1)

Lowe, K. A., Taylor, C. E. & Major, R. E. (2011): Do Common Mynas significantly compete with native birds in urban environments? J. Ornithol. 152: 909-921.

Links

ISGG

CABI Invasive Species Compendium

Foto Hirtenmaina (Wikimedia)