Eriocheir sinensis - Chinesische Wollhandkrabbe

Wissenschaftlicher NameEriocheir sinensis H. Milne-Edwards, 1853
SystematikArthropoda, Crustacea, Brachyura, Varunidae
Weitere deutsche NamenWollhandkrabbe
Englischer NameChinese Mitten Crab
HerkunftOstchina, vor allem im Gelben Meer und im Jangtsekiang
Einschleppungswege und EinfuhrvektorenMan vermutet eine Einschleppung der Larven Anfang des 20. Jh. im Ballastwasser von Schiffen. Die Art gilt als Delikatesse und wird in der Gastronomie gehandelt, von wo (un)absichtliche Ausbringungen erfolgen können. Die selbständige Ausbreitung entlang von Fließgewässern ist über mehrere Kilometer möglich.
ErkennungsmerkmaleAusgewachsene Krabben werden 8 bis 10 cm breit. Männchen besitzen eine dichte Behaarung an den Scheren. Die Färbung des Rückenpanzers ist hell- oder dunkelbraun, am Rand befinden sich feine Zähnchen.
Status in ÖsterreichUnbeständig. Die Art kann sich nur im Brackwasser fortpflanzen. Eine dauerhafte Etablierung ist daher in Österreich nicht zu erwarten.
Erstfund in Österreich2002
Verbreitung in EuropaIn Europa seit 1912 dokumentiert. Bis in die 1930er-Jahre erfolgte eine starke Zunahme, danach ist die Art an vielen Orten verschwunden. In den letzten Jahren scheinen die Bestände wieder zuzunehmen. Sie ist in Nord- und Westeuropa weiter verbreitet.
Auswirkungen des KlimawandelsUnbekannt.
Biologie und ÖkologieWollhandkrabben bevorzugen größere Fließgewässer, wo sie am Ufer in selbstgegrabenen Wohnröhren leben. Sie sind Allesfresser und ernähren sich vor allem von Benthos-Organismen. Weibchen legen bis zu eine Million Eier in Brackwasser, nach 2 Jahren ist die Geschlechtsreife erreicht, die erwachsenen Tiere leben im Süßwasser. Zur Eiablage wandern die Tiere über große Strecken im Wasser und an Land.
Gefährdung der BiodiversitätDie omnivore Art kann bei hohen Populationsdichten die Bestände anderer Arten in ihrem Lebensraum durch Konkurrenz und Raubdruck negativ beeinflussen. Auch Nahrungsbeziehungen werden dadurch verändert. Die Wollhandkrabbe kann die Krebspest übertragen.
Negative ökonomische AuswirkungenDurch die grabende Tätigkeit werden an der Küste Uferbefestigungen und Deiche destabilisiert. Wollhandkrabben haben negative Auswirkungen auf die Sport- und Berufsfischerei durch Köderfraß und Zerstörung der Netze. Bei Massenentwicklungen werden Wasserrohre, Reusen und Fischtreppen verstopft.
Negative humangesundheitliche AuswirkungenDie Krabbe dient als Zwischenwirt für einen Lungentrematoden.
Positive sozio-ökonomische AuswirkungenDie Art gilt in der chinesischen Küche als Delikatesse.
ManagementmaßnahmenEntnahme aus der Natur. Verhinderung der (un)absichtlichen Ausbringung aus Gefangenschaft bzw. der Verschleppung im Ballastwasser.
Letzte AktualisierungUmweltbundesamt, Jänner 2024
 

Verbreitung in Österreich

Es sind einzelne Nachweise aus Oberösterreich, Niederösterreich und Wien bekannt geworden. Zudem wurde die Art in einem Teich in Salzburg sowie in Vorarlberg im Bodensee gefunden.

Bundesländer

EF = Einzelfund

VTSKStONWB
EF EF  EFEFEF 
 

Biogeographische Regionen

Alpine RegionKontinentale Region
EFEF
 
Die Karte zeigt die Verbreitung der Chinesischen Wollhandkrabbe in Österreich in den Jahren 2015 bis 2019.
Verbreitung der Chinesischen Wollhandkrabbe in Österreich (Nachweise zwischen 2015 und 2019; Nachweise aus den Bundesländern V, S, O und N stammen aus den Jahren vor 2015).

Risikobewertungen

GB Non-native Organism Risk Assessment for Eriocheir sinensis Link

Ausgewählte Quellen

Herborg, L.-M., Rushton, S.P., Clare, A.S. & Bentley, M.G. (2003): Spread of the Chinese mitten crab (Eriocheir sinensis H. Milne Edwards) in Continental Europe: analysis of a historical data set. Hydrobiologia 503: 21-28.

Petz-Glechner, R. & Scheck, R. (2004): Erstnachweis der Chinesischen Wollhandkrabbe Eriocheir sinensis im Bundesland Salzburg. Österr. Fischerei 57: 223.

Rabitsch, W. & Schiemer, F. (2003): Chinesische Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis) in der österreichischen Donau festgestellt. Österr. Fischerei 56: 61-65.

Schrimpf, A. et al. (2014): Invasive Chinese mitten crab (Eriocheir sinensis) transmits crayfish plague pathogen (Aphanomyces astaci). Aquatic Invasions 9: 203-209.

Links

CABI - Compendium Invasive Species

Fotos

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