Lichtverschmutzung hält Regenwürmer im Boden
Lichtverschmutzung reduziert die Aktivität von Regenwürmern an der Oberfläche, wie eine Studie der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien zeigt. Dadurch wächst das hochallergene Ragweed besser und höher – und das hat wiederum Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit.
Regenwürmer suchen nachts auf der Bodenoberfläche nach kleinen Samen oder Blättern. Sie haben zwar keine Augen, können aber über spezielle Sinneszellen Licht wahrnehmen, heißt es in einer Aussendung der BOKU anlässlich des Tages des Regenwurms am 15. Februar. Vor allem Straßenlaternen und vorbeifahrende Fahrzeuge würden in der Nacht künstliches Licht in die Ökosysteme bringen.
Die Forscherinnen und Forscher gingen der Frage nach, inwieweit die Lichtverschmutzung die Interaktion zwischen Regenwürmern und Ragweed (Ambrosia artemisiifolia) beeinflusst, da Regenwürmer auch Samen fressen und die Keimungsbedingungen von Pflanzen verändern können. Ragweed, eine ursprünglich aus Nordamerika kommende Pflanze, deren Verbreitung aufgrund des Klimawandels zunimmt, wiederum produziert hochallergene Pollen.
Weniger Aktivität durch Lichtverschmutzung
Für das Experiment wurden Pflanztöpfe, in denen sich sowohl Tauwürmer als auch Ragweedsamen befanden, über Nacht entweder komplett abgedunkelt oder schwacher Straßenbeleuchtung ausgesetzt. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal „BMC Ecology and Evolution“ veröffentlicht. Im Vergleich zu einer dunklen Nacht waren die Regenwürmer bei Lichtverschmutzung um 76 Prozent weniger an der Oberfläche aktiv. Auch die Paarungsakte fanden zu 85 Prozent im Dunklen statt, und nicht bei Lichtverschmutzung, so Studienautorin Marion Mittmannsgruber.
Was das Ragweed betrifft, reduzierte Lichtverschmutzung in Wechselwirkung mit Regenwürmern die Keimung um ein Drittel, vermutlich da die Würmer die Samen gefressen oder in tiefere Bodenschichten transportiert haben. Das Höhenwachstum legte aber um 104 Prozent zu. Das wiederum könnte zu einer erhöhten Pollen- und Samenproduktion führen, was eine Zunahme der Konkurrenz zu Feldfrüchten und der Risiken für die menschliche Gesundheit wahrscheinlich mache.
„Spannend wäre jetzt, die langfristigen Auswirkungen auf Regenwürmer zu untersuchen, ob sie weniger fressen und weniger Paarung bei Lichtverschmutzung zu einem Rückgang der Populationen führt“, so Studienleiter Johann Zaller.
Quelle und Tonbeitrag
Biologie: Lichtverschmutzung hält Regenwürmer im Boden - science.ORF.at