Neue Arten von Gottesanbeterinnen entdeckt
In Kärnten gibt es zwei neue Arten von Gottesanbeterinnen. Sie wurden mit Pflanzen aus Asien eingeschleppt und könnten sich aufgrund des Klimawandels auch in diesen Breiten weitervermehren. Vor 15 Jahren noch waren Gottesanbeterinnen generell eine Seltenheit, heute sind sie immer öfter zu sehen.
Sie heißen Hierodula transcaucasica und Hierodula patellifera und wurden erstmals in freier Wildbahn in Kärnten nachgewiesen. Der Hobby-Insektenkundler und Gärtner Franz Wurmitzer entdeckte sieben Stück und brachte sie in einem Terrarium in Sicherheit, damit sie sich nicht in freier Wildbahn vermehren können und andere Arten gefährden: „Mir ist gleich aufgefallen, die schaut ganz anders aus. Zuerst habe ich nur zwei gefunden und im Laufe von einem Monat habe ich immer mehr gefunden.“
Frost tötet die Fangschrecken
Wurmitzer faszinieren diese ungewöhnlich aussehenden Insekten sehr. Seit 15 Jahren beschäftigt er sich mit Gottesanbeterinnen: „Die sterben beim ersten starken Frost, daher habe ich sie in Terrarien gehalten. Würden sie aber draußen sein, wäre ihre Zeit schon zu Ende.“ Wurmitzer arbeitet in der Gärtnerei Pichler Koban in Velden und hat immer im Blick, wenn neue Exemplare in der Tierwelt auftauchen. Denn meistens sind es Pflanzentransporte, über die neue Arten eingeschleppt werden.
Pflanzen und Tiere werden eingeschleppt
Das fängt an bei der spanischen Wegschnecke bis hin zur Miniermotte und noch vielen weiteren Arten. Auch die Gottesanbeterinnen aus Asien gelangten so über Italien und Slowenien nach Kärnten, so Wurmitzer: „Klimawandel und Globalisierung sind zwei Paar Schuhe für mich. Seitdem wir in der EU sind, sind die Grenzen überall offen. Pflanzen und Tiere werden transportiert von Osteuropa bis nach Westeuropa. Sie haben wohl die gleichen klimatischen Bedingungen wie in den ursprünglichen Lebensgebieten.“
Besonders viele Exemplare gibt es von der Transcaucasica: „Die ist markant, sie hat dafür einen größeren Körper, für den größeren Kopf. Und das wichtigste Erkennungsmerkmal ist der weiße Punkt auf der Seite von den Oberflügen.“ Die asiatischen Gottesanbeterinnen sind viel größer als die heimische Art. Nicht nur Insekten stehen auf ihrem Speiseplan, sondern auch kleine Eidechsen. Gelangt eine Beute in Sichtweite, schleicht sich die Fangschrecke an und fängt das Beutetier mit den bedornten Fangarmen, die in wenigen Millisekunden nach vorn schnellen.
Gut an Lebensräume angepasst
Die Ausbreitung hängt mit der globalen Erwärmung zusammen. Die Art scheint sich gut an neue Lebensräume anpassen zu können. Biologe Andreas Kleewein ist eigentlich als Geschäftsführer von BirdLife Kärnten als der Vogelkundler in Kärnten bekannt. Doch auch die Gottesanbeterin hat es ihm angetan: „Es kommt zunehmend zum Auftreten von nicht heimischen Insektenarten bei uns. Das hat den Grund, dass sie durch menschliche Aktivitäten in Regionen kommen, wo sie ursprünglich nicht vorgekommen sind. Solche menschlichen Aktivitäten können eben Pflanzenimporte sein, es gibt einen regen Handel von Pflanzen, auch exotischen Pflanzen, in Europa. So ist auch diese transkaukasische Fangschrecke zu uns nach Kärnten gekommen.“
„Noch keine Gefahr für heimische Arten “
Auf die Frage, ob diese Arten eine Gefahr für heimische Arten seien, sagte Kleewein: „Derzeit kann man noch nicht von einer Gefährdung für die bei uns heimisch vorkommende europäische Gottesanbeterin durch dieses nichtheimische Fangschrecken-Individuum sprechen. Aber natürlich in weiterer Zukunft, wenn es vermehrt zu klimatischen Veränderungen kommt, es wird ja unbestreitbar wärmer, dann kann sie sich wohler fühlen und wer weiß, ob sie da nicht an dem einen oder anderen Standort doch auch zu einer Konkurrenz für heimische Insekten werden könnte.“
Hobbybiologen als Helfer für die Forschung
Gärtner Franz Wurmitzer arbeitet mit Kleewein zusammen und informiert ihn über die Sichtungen. Das sei eine wesentliche Hilfe bei der Forschung, sagte Kleewein: „Für die Naturwissenschaften ist es essentiell, wenn man mit Hobbybiologen oder Laienbiologen zusammenarbeitet. Man kann als Biologe nicht auf jedem Quadratmeter dieser Landschaft unterwegs sein. Man kann nicht alles selbst entdecken und da sind es eben diese Hobbybiologen, die Entscheidendes liefern. Genauso wie in der Archäologie, wo Hobbyarchäologen wesentliche Funde getätigt haben.“
Weibliche Gottesanbeterinnen, egal ob europäische oder asiatische, töten manchmal nach der Paarung des Männchen, sagte Kleewein: „Vielfach ist es so, dass das Männchen nach der Paarung vom Weibchen geköpft und verzehrt wird. Aber es trifft natürlich nicht in jedem Fall nach dem Paarungsakt so zu, dass das Männchen stirbt.“ Auch Wurmitzer machte seine Beobachtungen dazu: „Also ich glaube, 90 Prozent der Männchen überleben.“
Optische Aliens mit markantem Kopf
Sie sehen aus wie Aliens, für manche abschreckend, für manche schön, so Wurmitzer: „Wenn man den Kopf ganz genau beobachtet, ist es wunderbare Natur, dass ein Tier so ausschaut.“ Kleewein sagte dazu: „Wenn man sie näher betrachtet, sind sie faszinierende Insekten. Auch vom Verhalten her eine faszinierende Insektengruppe, diese Fangschrecken. Und sie sind natürlich auch wunderschön. Nicht nur ob ihrer Färbung, sondern auch ob der Details und auch der Ausprägung ihrer Fangwerkzeuge. Das ist einzigartig im Tierreich.“
Quelle
Neue Arten von Gottesanbeterinnen entdeckt - kaernten.ORF.at - Radio Kärnten