Klimawandel verlängert Pollensaison
Pollenallergikerinnen und Pollenallergiker in Wien müssen sich laut MedUni Wien auf längere Belastungen im Kalenderjahr einstellen. Dafür sind ab Spätsommer vor allem eingewanderte Arten wie Ragweed und bestimmte Beifußarten sowie der Klimawandel verantwortlich.
„Ohne neophytische Arten und den Klimawandel wäre die Pollensaison in Wien jetzt schon so gut wie abgeschlossen, jetzt müssen Menschen mit Allergien auch im Herbst mit Symptomen rechnen“, berichtete Maximilian Bastl vom Pollenservice der MedUni Wien am Montag.
Das Unkraut Ragweed, das für den Gesundheits- und den Landwirtschaftssektor ein großes Problem darstellt, beginnt im August zu blühen. Seit vergangenem Jahr gibt es zudem eine zweite Blühphase des Beifußes im September und Oktober, wie in einer Aussendung des Pollenservices erläutert wurde.
Markante Veränderung im vergangenen Herbst
Die Beifußpollensaison begann in Wien bereits Anfang Juli, die Blütezeit umfasst üblicherweise Juli bis September, auch wenn erste blühende Individuen bereits vor Juli auftreten können. Der flächendeckende Pollenflug wird zum größten Teil von der heimischen Beifußart, dem Gewöhnlichen Beifuß (Artemisia vulgaris), verursacht. Die Beifußpollenallergie ist in Wien die häufigste Pollenallergie unter den Unkräutern (noch vor Ragweed) und rangiert auf Platz drei aller Pollenallergien.
Im Herbst 2023 hatte Bastl eine markante Veränderung festgestellt. „Plötzlich stiegen die Beifußpollenkonzentrationen im Herbst an und gipfelten in einer höheren Spitzenpollenkonzentration als im Sommer. Das gab es bisher noch nie in Wien.“ Nach wissenschaftlicher Recherche wurde ersichtlich, dass zwei neophytische Arten des Beifußes, die sich zwar schon länger in Wien etabliert hatten, aber bisher nicht so deutlich zur Blüte gekommen waren, als die plausibelsten Ursachen für dieses Phänomen gelten: der Kamtschatka Beifuß (Artemisia verlotiorum) und/oder der Einjährige Beifuß (Artemisia annua).
Künftig zweite Blühphase des Beifußes
Welche Art oder ob beide Arten des eingewanderten Beifußes im selben Maße zur Blüte kommen, ist noch nicht erforscht. Da es im Herbst 2023 ungewöhnlich hohe Temperaturen gab und laut GeoSphere Austria der wärmste September der Messgeschichte in Österreich verzeichnet wurde, muss bei ähnlichen Bedingungen künftig auch in Wien mit einer zweiten Blühphase des Beifußes von September bis Oktober gerechnet werden, so das Pollenservice.
Ragweed (Ambrosia artemisiifolia) hat sich laut MedUni Wien längst bei uns angesiedelt und ist ebenso ein Neophyt. Der Pollenflug dauert von August bis in den Oktober, je nach Wetterbedingungen. Dieses Jahr wird eine frühere Blüte erwartet. Das sei übereinstimmend mit Berichten aus dem von Ragweed stark befallenen Nachbarland Ungarn. In Wien muss gerade bei Winden aus dem Südosten und Osten mit vermehrtem Ragweed-Pollenflug gerechnet werden, da dort die Bestände noch größer sind, wird gewarnt.