Riesenzecken importieren neue Krankheiten

16. Juli 2024

Mit der Zunahme wärmeliebender Tierarten steigt das Risiko für neue Infektionskrankheiten in Österreich. Die bis zu zwei Zentimeter große subtropische Riesenzecke kann etwa das Krim-Kongo-Fieber übertragen. In einzelnen Regionen Italiens haben sich die Spinnentiere schon ausgebreitet – und auch in Österreich wurden bereits Riesenzecken gefunden.

 Rosa Gummistiefel in einer Rasenfläche.

Wo es heiß und trocken ist, fühlt sich die subtropische Riesenzecke besonders wohl: vor allem in der Karstregion um Triest in Italien hat sie sich bereits angesiedelt. Auch in Österreich wurde sie schon gesichtet, wenn auch nur einzelne Exemplare. Doch es sei damit zu rechnen, dass sich die Riesenzecke in Mitteleuropa und auch in Österreich stärker ausbreiten werde, sagt Infektiologe Günter Weiss, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin II in Innsbruck. Damit werden Erkrankungen, die durch diese Zecke übertragen werden, auch bei uns immer relevanter.

Riesenzecken können bakterielle Infektionen übertragen, sogenannte Rickettsiosen: die Erreger sind bisher vor allem aus tropischen Ländern bekannt, wo sie Fleckfieber – einen von Fieber begleiteten Hautausschlag – verursachen .

Jede zweite Zecke ist infiziert

Untersuchungen zeigen, dass bis zu fünfzig Prozent der Riesenzecken Rickettsien in sich tragen. Wenn man von einer infizierten Zecke gestochen wird, muss man aber nicht sofort erkranken. Je rascher die Zecke entfernt wird, desto geringer ist das Risiko. Und im Falle einer Infektion gibt es ein sehr wirksames Antibiotikum – vorausgesetzt, man setzt es rechtzeitig ein, sagt Günter Weiss.

Anders sieht es bei viralen Erkrankungen wie dem Krim Kongo Fieber, das diese Zecken ebenfalls übertragen können, aus. Es gibt keine verlässlichen Daten, wie viele Zecken Träger dieser Viren sind. Eine Infektion kann jedenfalls einen schweren Verlauf nehmen. Die Erkrankung beginnt drei bis sieben Tage nach Ansteckung mit plötzlichem hohen Fieber, die Sterblichkeitsrate liegt bei mehr als zehn Prozent. Behandeln kann man nur die Symptome, eine spezifische Therapie gibt es derzeit ebenso wenig wie eine Prophylaxe.

Bald Impfung gegen Krim-Kongo-Fieber?

Es werde aber an einer Impfung gearbeitet, möglicherweise komme innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre ein Präparat auf den Markt, so Günter Weiss. Denn mittlerweile hätten viele wahrgenommen, dass Krim-Kongo-Fieber-Infektionen zu einem größeren Problem werden könnten. Bis ein Impfstoff entwickelt ist, gilt die Empfehlung, in betroffenen Regionen lange Hosen und langärmelige Shirts zu tragen, und wenn man eine Zecke entdeckt, diese möglichst rasch zu entfernen – dann sinkt das Infektions-Risiko deutlich.

Sinnvoll wäre es auch, (entfernte) Riesenzecken an die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES einzuschicken, so der Infektiologe. So könne man einen Überblick gewinnen, welche Erreger diese Zecken in sich tragen.

Riesenzecke befällt auch Pferde

Auch Tiere können von der Riesenzecke befallen werden, vor allem Pferde, aber auch Haustiere wie Hunde. Der Hauptgrund, dass sich diese Zecken nun in unserer Region verbreiten, ist die Klimaerwärmung. Lange Kälteperioden im Winter werden seltener, weshalb die Zeckenpopulationen auch während dieser Monate nicht absterben.

Ein zusätzlicher Faktor: Die Larven reisen am Körper von Zugvögeln über weite Distanzen quasi als blinde Passagiere Richtung Norden. Ist es dort warm genug, können sich die Riesenzecken über den Sommer gut vermehren und bakterielle oder virale Krankheiten, die in der jeweiligen Population bereits vorhanden sind, besonders gut weitergeben.

Quelle

Infektionen: Riesenzecken importieren neue Krankheiten - science.ORF.at