Marmorkrebs, Sonnenbarsch und Quaggamuschel werden zum Problem
Ob bei Flora oder Fauna, durch das Auftreten invasiver Arten kommen einheimische Pflanzen und Tiere in Bedrängnis. Das gilt an Land und auch für das Wasser. In Salzburgs Flüssen, Seen und Bäche tummeln sich nämlich so manche Fische, Krebse und Muscheln, die definitiv nicht hierhergehören und die für das heimische Ökosystem eine Bedrohung darstellen.
Eingeschleppte Krebsarten, wie etwa der Signal-, Kamber- oder Marmorkrebs, waren in den vergangenen Jahren besonders problematisch für einige Gewässer im Bundesland. „Um sie nachhaltig zu bekämpfen, wird das Land Salzburg in Kürze eine Verordnung vorlegen, die eine Verwertung dieser Tiere ermöglicht“, sagt die für Jagd und Fischerei zuständige Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek.
Svazek: „Krebs-Verordnung in Vorbereitung.“
Bis dato war die Verwertung des Marmorkrebses, auch für die Gastronomie, aufgrund einer EU-Richtlinie streng untersagt. „Jetzt soll eine Ausnahme für den Verzehr ermöglicht werden, um so die Population möglichst niedrig zu halten. Die entsprechende Verordnung soll in den kommenden Tagen vorgelegt werden. Nur, um das klar zu stellen: Diese Tiere richten bei den heimischen Arten schweren Schaden an, das ist also wichtig für das Gleichgewicht in der Natur“, so Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek.
Schwaiger: „Kleines Tier, großer Effekt.“
Das Beispiel des Marmorkrebses zeigt, welche negativen Auswirkungen eine eingeschleppte Tierart haben kann. Das Tier wurde 2018 erstmals im Karlsbader Weiher in Salzburg-Liefering nachgewiesen, zugleich auch der Erstnachweis für Österreich. „Ein einziges Exemplar reicht aus, um ein Gewässer langfristig zu besiedeln und heimische Krebsarten auszurotten. Darüber hinaus sind für die Vermehrung keine männlichen Krebse notwendig. Die weiblichen Tiere vermehren sich sehr schnell. Eine natürliche Maßnahme zur Reduktion gibt es auch, der Hecht frisst den Marmorkrebs“, sagt Landesrat Josef Schwaiger, er ist für den Gewässerschutz in Salzburg zuständig.
Aussetzen von Tieren mit fatalen Folgen
Für den Landesfischereiverband sind invasive Tiere ein zunehmendes Problem. „Wenn Gartenteich- und Aquariumbesitzer ihre Tiere einfach im Freigewässer entsorgen, können heimische Fische und Pflanzen ernsthaft gefährdet werden“, sagt Daniela Latzer, Geschäftsführerin des Landesfischereiverbandes, und sie ergänzt: „Fremde Tiere und Pflanzen werden von der EU mittels Liste definiert. Dort wird auch beschrieben, wann Spezies getötet werden müssen. Die Umsetzung ist aber insbesondere im Gewässerbereich sehr schwierig. Ist ein Lebewesen einmal im Wasser, dann bleibt es auch dort.“
„Rabiater“ Sonnenbarsch
Neben dem Marmorkrebs breitet sich im Karlsbader Weiher auch der nordamerikanische Sonnenbarsch aus. „Diese invasive Art wurde wahrscheinlich, wie der Marmorkrebs, aus einem Aquarium entsorgt und verbreitet sich seither dort. Er ist auch schon in vielen anderen Gewässern zu finden. Fressfeinde hat er wenige: Der heimische Hecht muss erst lernen, den mit Stacheln besetzten Sonnenbarsch richtig zu fressen, um sich selbst nicht zu verletzen. Sonnenbarsche können bei der Verteidigung ihrer Laichplätze mitunter rabiat werden und Badegäste zwicken“, weiß Daniela Latzer.
Aale beeinflussen das Ökosystem
Auch etliche andere eingeschleppte Fischarten bereiten Probleme, etwa der Aal: „Er war in Salzburg nie heimisch und wurde nachweislich für Speisezwecke, beispielsweise im Waller- oder im Fuschlsee, ausgesetzt. Dort kann er sich aber nicht paaren. Die Tiere laichen nur in der Sargassosee im Atlantik und sterben danach. Aale werden bis zu 70 Jahre und wenn sie einmal in einem See drinnen sind, dann bleiben sie dort. Sie fressen heimische Krebse oder sind für den Verlust von 60 bis 70 Prozent der heimischen Kleinfischarten verantwortlich“, sagt Daniela Latzer.
Heimische Arten wichtige Gradmesser
Aus Salzburgs Gewässern mittlerweile fast verschwunden ist der zwischen zehn und zwölf Zentimeter große Steinkrebs. „Dabei ist sein Vorkommen ein wichtiger Gradmesser für naturbelassene Flüsse und Bäche. Aufgrund der Krebspest, die vor allem vom Signalkrebs verbreitet wurde, gibt es nur mehr wenige isolierte Populationen des Steinkrebses im Bundesland. Etwa im Flachgau am Thalgauberg bei einigen Oberläufen sowie in Zubringern der Taugl im Tennengau“, informiert Andreas Unterweger, Referatsleiter im Gewässerschutz.
Gesucht: Die Quaggamuschel
Im Herbst untersucht der Salzburger Gewässerschutz im Rahmen eines österreichweiten Programmes die Trumer Seen, den Wallersee, Wolfgangsee, Fuschlsee und den Zeller See auf die DNA der Quaggamuschel. „Sie ist sehr anspruchslos und kann auch in großen Tiefen vorkommen. Das Problem ist, dass diese Muschel anderen kleinen Seebewohnern und in weiterer Folge den Fischen die Nahrung wegnimmt und so maßgeblich das Ökosystem beeinflusst. Können wir ihre DNA nachweisen, dann haben wir Gewissheit, dass sich diese invasive Art auch bei uns bereits breitgemacht hat“, so Andreas Unterweger.