Rote Feuerameise in Europa nachgewiesen

12. September 2023

Die aus Südamerika stammende Rote Feuerameise breitet sich – von der Klimaerwärmung begünstigt – über die ganze Welt aus. Ihr Vorkommen ist mit großen Schäden für Wirtschaft und Ökosysteme verbunden. Nun wurde die Art in Sizilien nachgewiesen – und damit erstmals in Europa.

Foto Tautropfen

Gleich 88 Nester der Roten Feuerameise wurden auf der Mittelmeer-Insel gefunden, wie Fachleute soeben im Fachjournal „Current Biology“ berichteten. Nach früheren Zufallsfunden bei importierten Produkten ist nun sicher, dass sich die Art in Europa etabliert hat.

„Wir wussten, dass dieser Tag kommen wird“, sagt Hauptautor Mattia Menchetti, der am spanischen Institut für Entwicklungsbiologie tätig ist. „Die Rote Feuerameise ist eine der schlimmsten invasiven Arten.“ Auf welcher Route die Sechsbeiner nach Europa gekommen sind, ist unklar. Genanalysen legen zwei Möglichkeiten nahe: den Weg über China oder die USA. Handelsschiffe und Windströme ermöglichten vermutlich die rasante Verbreitung.

Mehr Ausbreitung durch Klimawandel

Die aktuelle Forschungsarbeit liefert Vorhersagen über die zukünftige Verbreitung der Insekten. Die Modelle zeigen, dass die wärmeliebende Ameise mit derzeitig herrschenden Bedingungen auf sieben Prozent der Fläche Europas geeignete Lebensbedingungen finden könnte. Durch die Klimaerwärmung könnte diese Zahl noch deutlich größer werden.

Besonders Städte des Mittelmeer-Raums und solche mit großen Häfen haben Potenzial, künftige Habitate zu werden – etwa Rom, Paris, Amsterdam und London werden in der Studie genannt. Laut österreichischem Umweltministerium könnten auch Gebiete im Osten Österreichs betroffen sein.

Die Art, deren Arbeiterinnen bis zu sechs Millimeter groß werden, kann Ernteausfälle und Schäden an Infrastruktur wie zum Beispiel Gebäuden verursachen. Alleine in den USA verursachen die Sechsbeiner nach Schätzungen pro Jahr Kosten von sechs Milliarden Euro.

Folgen für Tier und Mensch

Das Auftreten der zu den Knotenameisen gehörenden Art hat auch ökologische Konsequenzen – sie verdrängt nicht nur heimische Ameisenarten, sondern jagt auch Spinnentiere und andere Insekten. Durch ihr wirksames Gift kann die Ameise sogar viel größere Tiere töten, etwa Eidechsen, Schlangen und sogar kleine Vögel und Säugetiere. Wenn sie im selben Gebiet leben, sind diese insbesondere kurz nach dem Schlüpfen bzw. der Geburt gefährdet, einer Ameisenattacke zum Opfer zu fallen.

Die Insekten verteidigen ihre Nester aggressiv und gehen gegebenenfalls auch Menschen an. Dabei beißen sie zuerst und injizieren dann mit ihrem Stachel Gift in die Bissstelle, was im Normalfall schmerzende Pusteln erzeugt, bei Allergikern jedoch bis zum anaphylaktischen Schock führen kann.

Rasche Ausbreitung

Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Ameisen ist enorm. In weniger als einem Jahrhundert haben sie sich von Südamerika aus über die Karibik, Mexiko und die USA verbreitet, mittlerweile sind sie auch in China und Australien etabliert. Neuseeland ist bisher das einzige Land, das angibt, die invasive Art wieder ausgerottet zu haben. Dort gibt es ein Meldesystem für die Rote Feuerameise.

Auch in anderen Staaten könnte die Bevölkerung helfen, die Ausbreitung der Roten Feuerameise einzudämmen, denn die Art bildet charakteristische, auffällige Ameisenhügel. Diese bestehen aus Erde und erinnern mit einer Breite von bis zu 70 Zentimetern an große Maulwurfshügel.

Die Fachleute plädieren für ein verstärktes Monitoring, auch das Umweltministerium betont die Wichtigkeit von präventiven Maßnahmen. Hierzulande gibt es nach wie vor keinen Nachweis der Roten Feuerameise.

Quelle

Science ORF, 11.09.2023