Celastrus orbiculatus - Baumwürger

Wissenschaftlicher Name

Celastrus orbiculatus Thunb.

Systematik

Plantae, Magnoliophyta, Celastraceae

Weitere deutsche Namen

Baumwürger, Rundblatt-Baumwürger

Englische Namen

Staff-vine, Oriental Bittersweet, Asian bittersweet

Herkunft

China, Korea, Japan, Russland (Ferner Osten und Sachalin)

Einschleppungswege und Einfuhrvektoren

Der Baumwürger wurde im 19. Jahrhundert als Zierpflanze in Europa eingeführt und kultiviert. Die Pflanze ist in einigen europäischen Ländern nach wie vor als Zierpflanze im Handel erhältlich und wird auch über Webshops vertrieben. Die Verbreitung des Baumwürgers kann durch beerenfressende Vögel und „unsachgemäße“ Entsorgung erfolgen. Verwilderte Vorkommen findet man vor allen in der Nähe städtischer Gebiete.

Erkennungsmerkmale

Die sommergrüne Liane ist wuchskräftig und langlebig, wächst an Bäumen und Sträuchern empor und kann bis zu 12 m hoch werden. Ohne Rankhilfe bildet sie als Bodendecker ein dichtes Sprossgeflecht. Ihre Borke ist grau-braun und sie besitzt auffällige Lentizellen (Korkporen). Die Blattform ist sehr variabel, an älteren Trieben rundlich bis breit eiförmig, 5–12 cm lang und 3–8 cm breit. Die Blätter können zugespitzt bzw. spitz auslaufend sein. Der Blattgrund ist abgerundet bis breit keilförmig, der Blattstiel ist 1–2,5 cm lang. Der Blattaustrieb findet im April statt. Die meist achselständigen Blüten besitzen 5 weiß, gelblich-grün oder grüne Kronblätter, die 2–4 mm lang und 2–5 mm breit sein können. Der Pollen ist weiß. Für gewöhnlich sind die Blüten eingeschlechtlich, selten treten auch ein- und zweigeschlechtlichen Blüten auf. Blütezeit ist von Mai bis Anfang Juni. Die gelb-orangen Früchte sind kugelförmig und ca. 8–13 mm lang; sie besitzen einen roten Arillus, der 3–6 Samen bzw. Kapseln umgibt. Die Fruchtreife ist im September. Mehr als 50% der Früchte bleiben bis in den Frühling auf der Pflanze und sind Nahrungsquelle für Vögel. Für Menschen sind sie giftig.

Status in Österreich

Etabliert

Erstfund in Österreich

2013

Verbreitung in Europa

Vorkommen sind in der EU aus Belgien, Deutschland (sehr verstreut), Niederlande, Österreich, Polen, Schweden und der Tschechischen Republik bekannt. Die Art besiedelt urbane Gebiete und deren Umgebung. In Großbritannien liegen Nachweise aus Waldgebieten vor.

Auswirkungen des Klimawandels

Bei einem durch den Klimawandel induzierten Temperaturanstieg kann eine Verschiebung der Verbreitungsgebiets Richtung Norden bzw. in höhere Lagen stattfinden.

Biologie und Ökologie

Die Art hat eine weite ökologische Amplitude. Sie gedeiht auf verschiedenen Bodentypen, bevorzugt sonnenexponierte Standorte ist aber auch schattentolerant. In ihrem Herkunftsgebiet besiedelt sie Mischwälder und Waldränder sowie Dickichte an Grashängen in Höhenlagen von 400 bis 2200m.

Als Neophyt besiedelt der Baumwürger Sukzessionsflächen, Waldränder, Kiefernwälder, Hecken, Solitärgehölze und Gehölzgruppen entlang von Verkehrsachsen (Straßen, Schienen). Die Art kann nach natürlicher oder anthropogener Störung auch in geschlossenen Waldbeständen und unter schlechten Lichtverhältnissen schnell aufwachsen. Mit dem Dickenwachstum seiner Triebe übt der Baumwürger einen enormen Druck aus: Er kann kleinere Gehölze "erdrosseln" oder Kletterhilfen zerstören. In Europa findet man den Rundblatt-Baumwürger meist im urbanen Umfeld.  

Gefährdung der Biodiversität

Dichte Bestände können zu einer Verdrängung anderer Pflanzenarten führen. Durch das Überwuchern der Baumkronen beschatten sie den Trägerbaum und auch andere Pflanzen. Sie vermindern so deren Wachstum und Erhöhen die Gefahr von Wind-, Schnee- und Eisbruch aufgrund des hohen Gewichts. Junge Trägerbäume sind besonders gefährdet, da sie gänzlich überwachsen werden können und in der Folge absterben.

Negative ökonomische Auswirkungen

Es kann zu forstwirtschaftlichen Schäden kommen. Durch dichte Bestände wird die Sukzession und somit die Waldentwicklung gestört. Die Holzqualität von Trägerbäumen ist vermindert. 

Negative humangesundheitliche Auswirkungen

Die Früchte sind für den Menschen giftig.

Positive sozio-ökonomische Auswirkungen

Verwendung als Zierpflanze (leuchtend gelber bis orangefarbener Fruchtschmuck und auffallende Herbstfärbung). Fassadenbegrünung. Die Fruchttriebe des Baumwürgers sind in der Floristik äußerst beliebt. Sie werden gerne in farbenfrohen Herbstgestecken verwendet.

Managementmaßnahmen

Die Art kann mechanisch und chemisch bekämpft werden. Durch ihr hohes Regenerationsvermögen ist eine rein mechanische Bekämpfung (Ausreißen, Abschneiden, Absägen) vor allem von Pflanzen, die im vollem Sonnenlicht wachsen, schwierig. Um die Energiereserven der Pflanze anzugreifen wird ein wöchentlicher Schnitt empfohlen. Mechanische Bekämpfung eignet sich bei kleineren Populationen und in sensiblen Lebensräumen. Eine Kombination aus mechanischer und chemischer Bekämpfung hat sich als wirksam erwiesen.

Letzte Aktualisierung

Umweltbundesamt, Jänner 2024

 

Verbreitung in Österreich

Es sind Nachweise aus Osttirol, Kärnten (Westufer des Ossiacher Sees), Steiermark (Graz) und Niederösterreich (Baden, Traiskirchen) bekannt. Die Aufnahme der Art in die Unionsliste erfolgt nach einer Übergangsphase am 02.08.2027.

Bundesländer

U = Unbeständig, E = Etabliert, ? = Unbekannt

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Biogeographische Regionen

Alpine Region

Kontinentale Region

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Die Karte zeigt die Verbreitung des Baumwürgers in Österreich.
Verbreitung des Baumwürgers in Österreich.

EU-Risikobewertung

Beringen, R., et al. (2017): Risk assessment of the alien Staff-vine (Celastrus orbiculatus). Link  

Ausgewählte Quellen

Alberternst, B. (2019): Artensteckbrief. Rundblättriger Baumwürger (Celastrus orbiculatus). Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie. Download

Links

CABI (2019) 

Fotos