„Gene Drive Organismen“: Methode mit ungewissen Auswirkungen auf Umwelt und Naturschutz
Neue Methoden in der Biotechnologie zielen auf die genetische Veränderung wild lebender Tierpopulationen ab, um Krankheitsübertragungen einzudämmen und die Verbreitung invasiver Arten aufzuhalten. Die genetische Veränderung findet in den Tieren selbst statt und nicht - wie bisher - ausschließlich im Labor. Gentechnisch veränderte oder neu eingebrachte Merkmale können sich selbständig in Wildpopulationen vererben. Da sich GDO räumlich und zeitlich unbegrenzt ausbreiten können, sind die Auswirkungen auf die Umwelt und die Ökosysteme schwer vorhersehbar und potenziell irreversibel.
Ein aktueller Bericht von Europäischen Umwelt- und Naturschutzagenturen, darunter auch das Umweltbundesamt, fasst den Stand der in der Literatur diskutierten Anwendungen zusammen. Er skizziert mögliche Auswirkungen auf die Umwelt und den Naturschutz und zeigt die Herausforderungen im Hinblick auf Risikobewertung und Monitoring.
Im Gegensatz zu den klassischen, gentechnisch veränderten Organismen werden GDO für die Verbreitung in der Umwelt und zur Veränderung wild lebender Tiere anstelle von Kulturpflanzen herangezogen. Sie sind für den Einsatz gegen Krankheitserreger, Schädlinge und invasive Arten und auch für die Anwendung im Naturschutz vorgesehen. So können mit Gene Drive veränderte Moskitos gegen die Verbreitung von Malaria oder Gene Drive Mäuse zur Eindämmung invasiver Arten herangezogen werden. „Aufgrund der Komplexität von Gene Drive Organismen und ihren Wechselwirkungen mit der Umwelt müssen Methoden für Risikoabschätzung, Monitoring und Risikomanagement entwickelt und erprobt werden. Parallel dazu müssen gesellschaftliche und ethische Fragen vor Freisetzung in die Umwelt geklärt werden“, fasst Helmut Gaugitsch, fachlicher Leiter für Biologische Vielfalt im Umweltbundesamt zusammen.
Welche konkreten Auswirkungen Gene Drive Organismen auf Umwelt und Naturschutz haben, kann derzeit nur schwer eingeschätzt werden. Die AutorInnen des Berichtes thematisieren mögliche negative Effekte wie etwa die Auslöschung von Populationen oder Arten, langfristige und irreversible Veränderungen von Nahrungsketten und Ökosystemen sowie Biodiversitätsverluste.
Der Bericht “Gene Drive Organismen – Auswirkungen für die Umwelt und den Naturschutz” wurde von der Interessensgruppe der Europäischen Umwelt- und Naturschutzagenturen zu gentechnisch veränderten Organismen (IG GVO) initiiert und erstellt. Die Interessensgruppe fördert den Informationsaustausch zu Umwelt-Risikoabschätzung und Monitoring von gentechnisch veränderten Organismen. Das Ziel der IG GVO ist es, gemeinsame und konsolidierte Positionen der Europäischen Umwelt- und Naturschutzagenturen zu erstellen, um im Zuge der Zulassung von GVO Umweltaspekte, Risikoabschätzung und Monitoring stärker hervorzuheben. Der Bericht wird von acht Europäischen Umweltagenturen unterstützt, neben dem Umweltbundesamt dem Schweizer Bundesamt für Umwelt BAFU, dem deutschen Bundesamt für Naturschutz BFN, den italienischen Agenturen ISPRA und SNPA, dem finnischen Umweltinstitut SYKE, dem litauischen Forschungsinstitut für Land- und Forstwirtschaft LAMMC und ERA, der Umweltbehörde aus Malta.
Quelle und Downloads: Umweltbundesamt - letzter Zugriff am 28.04.2020