Nyctereutes procyonoides - Marderhund

Wissenschaftlicher Name | Nyctereutes procyonoides Gray, 1834 |
Systematik | Carnivora, Canidae |
Deutscher Name | Marderhund |
Englischer Name | Raccoon Dog |
Herkunft | Die Art stammt ursprünglich aus China, Korea, Japan, Mongolei und Russland. |
Einschleppungswege und Einfuhrvektoren | Der Marderhund wurde in Osteuropa für die Pelzproduktion gehalten. Als Gefangenschaftsflüchtling hat er vermutlich durch eigenständige Ausbreitung Österreich erreicht. Der Handel mit dieser Art findet in geringem Ausmaß vermutlich noch heute statt, z.B. als Haustier. |
Erkennungsmerkmale | Der Marderhund ähnelt auf den ersten Blick dem Waschbär. Charakteristisch für diese Art ist seine schwarze Gesichtsmaske, die zwischen den Augen unterbrochen ist und der Wangenbart. Der Marderhund hat eine Körperlänge von 50–75 cm, sein buschiger Schwanz hat eine Länge von 15–25 cm. Er erreicht eine Schulterhöhe zwischen 20–30 cm und kann bis zu 10 kg wiegen. Sein Fell ist graubraun meliert wobei Beine und Brust dunkler sind. |
Status in Österreich | Etabliert |
Erstfund in Österreich | 1963 |
Verbreitung in Europa | Die Art ist in Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Lettland, Litauen, Ungarn, Polen, Schweden und der Slowakei sowie in den Balkanländern Bulgarien und Rumänien verbreitet. |
Auswirkungen des Klimawandels | Aktuell bestimmt das kalte Klima die nördliche Verbreitungsgrenze. Bedingungen an den Lebensraum sind eine mittlere Jahrestemperatur > 0 °C, eine Schneebedeckung < 80 cm, die nicht länger als 175 Tage anhält sowie eine Vegetationsperiode, die sich zumindest über 135 Tage erstreckt. Der Klimawandel könnte eine weitere Ausbreitung in den Norden oder in höhere Lagen begünstigen. |
Biologie und Ökologie | Der Marderhund besiedelt feuchte Laub- und Mischwälder mit reichlich Unterholz, das ihm Nahrung und Schutz bietet und als Schlafplatz dient. Während der Winterruhe und zur Aufzucht der Jungen von April bis Mai werden hauptsächlich alte Fuchs- oder Dachsbaue besiedelt. Sonst leben sie als monogame Paare in Fels- oder Erdlöchern. |
Gefährdung der Biodiversität | Der Marderhund hat negative Auswirkungen auf heimische Arten und stellt vor allem für Arten, die ihm als Nahrungsquelle dienen, wie Amphibien, Mollusken, Nagetiere, Insekten und Reptilien eine Gefahr dar. Außerdem ist die Art ein Überträger von Krankheitserregern. |
Negative ökonomische Auswirkungen | Landwirtschaftliche Schäden im Maisanbau sowie in der Erdbeer-, Brombeer-, und Heidelbeerzucht sind dokumentiert. Die Kosten für das Management gegen den Marderhund in Litauen werden auf rund eine halbe Million Euro pro Jahr geschätzt. |
Negative humangesundheitliche Auswirkungen | Der Marderhund ist Wirt für den Tollwuterreger und ein potenzieller Überträger des für den Menschen gefährlichen Parasiten Echinococcus multilocularis. |
Positive sozio-ökonomische Auswirkungen | Die Art wurde für die Pelzzucht gehalten. |
Managementmaßnahmen | Öffentlichkeitsarbeit. Verhinderung der (un)absichtlichen Ausbringung aus der Gefangenschaft. Entnahme aus der Natur |
Letzte Aktualisierung | Umweltbundesamt, Jänner 2024 |
Verbreitung in Österreich
Der Marderhund ist in Österreich weit verbreitet, aber noch selten und wird meist nur vereinzelt beobachtet.
Bundesländer
E = Etabliert
U = Unbeständig
? = Unbekannt
V | T | S | K | St | O | N | W | B |
U | U | E | U | E | E | E | ? | E |
Biogeographische Regionen
Kontinentale Region | Alpine Region |
E | E |
Risikobewertungen
Deputy Direction of Nature (Spanish Ministry of Agriculture, Food and Environment) (2016): Risk Assessment for Nyctereutes procyonoides Link
Rabitsch, W. & Nehring, S. (2015): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertung Nyctereutes procyonoides – Marderhund. In: Nehring, S., Rabitsch, W., Kowarik, I. & Essl, F. (Eds.) Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Wirbeltiere. BfN-Skripten 409: 58–59. Link
Ausgewählte Quellen
Mulder, J. L. (2013): The raccoon dog (Nyctereutes procyonoides) in the Netherlands - its present status and a risk assessment. Lutra 56: 23–43.
Duscher, T. & Nopp-Mayr, U. (2017): Species distribution modeling for the invasive raccoon dog (Nyctereutes procyonoides) in Austria and first range predictions for alpine environments. Arch Biol Sci. 69: 637–647. Link